Prof. Dr. Sophie Schönberger

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Kontakt

Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“
Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung
Center for Advanced Study in the Humanities “Law as Culture”
Konrad-Zuse-Platz 1-3
53227 Bonn

Telefon: (+49) 228 / 73 540 12
Telefax: (+49) 228 / 73 540 54
Email: Sophie.Schoenberger@hhu.de

Curriculum Vitae

Prof. Dr. Sophie Schönberger studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Rom und Paris. Anschließend war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig, wo sie 2006 mit einer Arbeit zum Thema „Personenbezogene Massenkommunikation als verfassungsrechtliches Problem – Das allgemeine Persönlichkeitsrecht in Konflikt mit Medien, Kunst und Wissenschaft“ promoviert wurde. Von 2005 bis 2007 absolvierte sie darüber hinaus ihr Rechtsreferendariat am Kammergericht Berlin mit Stationen in Venedig und Paris. Von 2007 bis 2008 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bayreuth. Es folgte eine Anstellung als Akademische Rätin a.Z. an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo sie 2012 habilitiert wurde. Ihre Habilitation zum Thema „Öffentliches Kulturrecht – Materielle und immaterielle Kulturwerke zwischen Schutz, Förderung und Wertschöpfung“ wurde mit dem Habilitationspreis des Instituts für Kunst und Recht sowie dem Habilitationspreis der Münchener Universitätsgesellschaft ausgezeichnet. Von 2012 bis 2018 war sie Inhaberin des Lehrstuhls für Staats- und Verwaltungsrecht, Medienrecht, Kunst- und Kulturrecht an der Universität Konstanz und im akademischen Jahr 2017/2018 Fellow am Kulturwissenschaftlichen Kolleg des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz mit einem Forschungsprojekt zum Thema „Die Première Dame zwischen Staatsrepräsentation und Privatisierung des Politischen“. Seit 2018 ist sie Professorin für Öffentliches Recht, Kunst- und Kulturrecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Co-Direktorin des Instituts für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung (PRuF).

Von Oktober 2021 bis März 2022 war Prof. Dr. Sophie Schönberger Fellow am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“ in Bonn.

Forschungsprojekt

"Die Verfassung der Dinge"

Das Projekt geht der Frage nach, welche Bedeutung die Faktoren Materialität und Performanz und die daraus resultierenden emotionalen Wirkungen für das Verfassungssystem und die ihm zugrundeliegende Gemeinschaftsbildung haben. Im Zentrum der Forschung steht dabei die Beobachtung, dass – anders als gerade rechtswissenschaftliche Arbeiten häufig suggerieren – das politische Ordnungssystem nicht allein durch die positiven Normen des Verfassungsrechts geprägt wird, sondern auch durch dessen gegenständliche und performativen Bedingungen, die jenseits dieser Normen und doch zugleich auf vielfältige Weise mit ihnen verknüpft die Praxis der Verfassung gestalten.
Diese Perspektive soll entfaltet werden anhand eines konkreten historischen Beispiels, an dem sich gleich in mehrfacher Hinsicht sowohl die an Objekten festzumachenden Identitätskonstruktionen einer Gemeinschaft als auch ihre Weiterverarbeitung durch das Recht zeigen lassen: der Schädel des tansanischen Chiefs Mkwawa. Im Versailler Vertrag von 1919 verpflichtete sich Deutschland, diesen Totenkopf aus seiner ehemaligen Kolonie an die neue Kolonialmacht Großbritannien herauszugeben, obwohl zu diesem Zeitpunkt nicht einmal gesichert war, dass dieser sich überhaupt in deutschem Besitz befand. Sowohl unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg als auch noch einmal in den fünfziger Jahren bemühte sich die britische Regierung, den Originalschädel, der freilich von anderen Knochenfragmenten kaum zu unterscheiden war, von den deutschen Behörden zurückzubekommen. Hintergrund war die Vorstellung der britischen Seite, den Totenkopf aufgrund dessen vermeintlicher Bedeutung für die lokale Bevölkerung in der nun eigenen Kolonie im heutigen Tansania als Objekt zur Sicherung der eigenen Machtstellung instrumentalisieren zu können. Paradoxerweise kam dem Schädel diese besondere identitätsstiftende Bedeutung aber bei der lokalen Gemeinschaft überhaupt nicht zu. Der ganze Vorgang erweist sich insofern als Paradebeispiel für tatsächliche und vermeintliche Selbst- und Fremdzuschreibungen von Gemeinschaften anhand von Objekten, aufgeladen durch die besondere koloniale Konstellation, in der die kolonialen Machthaber durch die Verfügung über das ursprünglich lokale Objekt sogar von außen die Identitätszuschreibungen der Kolonisierten beherrschen wollten.

Publikationen (Auswahl)

  • Was soll zurück? Die Restitution von Kulturgütern im Zeitalter der Nostalgie, C.H. Beck, 2021.
  • Parteiorganisation zwischen Soziologie und Recht. Zur Bedeutung des Rechts für Entstehung und Funktionsweise von Parteien in Deutschland, in: Brichzin, Jenni/Siri, Jasmin (Hrsg.), Soziologie der Parteien. Neue Zugänge zu einer alten Organisationsform des Politischen, 2021, Kapitel 7.
  • Die „Reichsbürger“. Verfassungsfeinde zwischen Staatsverweigerung und Verschwörungstheorie, campus Verlag, 2020, herausgegeben zusammen mit Christoph Schönberger, darin: Das Imaginäre des Rechts – wer ist hier eigentlich verrückt?, S. 159 ff.
  • Was heilt Kunst? Die späte Rückgabe von NS-Raubkunst als Mittel der Vergangenheitspolitik, Wallstein-Verlag, 2019.
  • Der Plenarsaal als Ort des Gedenkens – Parlamentarische Rituale im Deutschen Bundestag, Der Staat 56 (2017), S. 441 ff.
  • Die Frau hinter der Person hinter dem Amt. Die First Lady zwischen Geschlechterrollen, monarchischem Erbe und der Erfüllung öffentlicher Aufgaben durch Private, Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart 64 (2016), S. 81 ff.
  • Batik in Bethlehem, Hikaye in Hannover: Der rechtliche Schutz des Kulturerbes zwischen kulturellem Internationalismus und nationaler Identität, Nomos Verlagsgesellschaft, Schriften zum Kunst- und Kulturrecht, 2014.
  • Öffentliches Kulturrecht. Materielle und immaterielle Kulturwerke zwischen Schutz, Förderung und Wertschöpfung, Mohr Siebeck, Jus Publicum, 2013.
  • Parteiengesetz und Recht der Kandidatenaufstellung. Handkommentar, Nomos Verlagsgesellschaft, 2011.
  • Personenbezogene Massenkommunikation als verfassungsrechtliches Problem. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht in Konflikt mit Medien, Kunst und Wissenschaft, Duncker & Humblot, Schriften zum Öffentlichen Recht, 2007.