M.A., Ass. jur. Doris Schweitzer

Universität Konstanz

Curriculum VitaeDoris Schweitzer

  • seit August 2010 Leiterin der Forschungsgruppe „Idiome der Gesellschaftsanalyse“, Exzellenzcluster EXC 16 „Kulturelle Grundlagen von Integration“ Universität Konstanz
  • 2010 Promotion im Fach Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • November 2009 – Juli 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Exzellenzcluster EXC 16 „Kulturelle Grundlagen von Integration“, Universität Konstanz
  • 2008 - 2009 Stipendiatin im Graduiertenkolleg „Die Figur des Dritten“, Universität Konstanz
  • April 2007 2. juristisches Staatsexamen, Baden-Württemberg
  • 2005-2007 Rechtsreferendariat mit Stationen in Deutschland und Wien
  • seit 2004 diverse Lehraufträge an den Soziologischen Instituten der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Universität Konstanz
  • 2003 Magister Artium (Soziologie) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • 2001 1. juristisches Staatsexamen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • 1995 Diplôme d ́Etudes Européennes an der Université des Sciences Sociales Toulouse 
  • Doris Schweitzer war von November 2010 bis Oktober 2011 Fellow des Käte Hamburger Kollegs „Recht als Kultur“

 

 

Forschungsprojekt

Juridische Soziologien im 19. Jahrhundert

Die v.a. (post-)strukturalistische geprägten Kultur- und Sozialwissenschaften der Gegenwart haben ein höchst ambivalentes Verhältnis zum Gegenstand ‚Recht‘. Festzustellen ist hierbei die Tendenz einer Beschränkung des Rechtsverständnisses auf das Bild des Strafrechts bzw. des öffentlichen Rechts – sei es im Rahmen der Diskussionen über Disziplinargesellschaft und Sicherheitsdispositiv, sei es in denjenigen über Ausnahmezustand und Gründungsparadox. Als solches hat das ‚Recht‘  in der Theoriearchitektur oft eine negative theoriekonstitutive Funktion, gegen deren Hintergrund sich die eigenen Ansätze entfalten.

Diese Art der Adressierung des Gegenstandes führt zu historischen Annahmen über den Zusammenhang von Recht und Soziologie respektive von Rechskultur und kultur- und sozialwissenschaftlichem Denken. Entweder wird den juridischen Techniken, Praktiken und Diskursen bei der Entstehung der Soziologie gar keine Rolle zugeschrieben, allenfalls werden genealogische Ursprünge in den Naturwissenschaften – und hier insbesondere der Biologie – und der Psychologie gesucht. Oder aber werden in den Wahrheits- und Wissensformen der strafprozessualen Verfahrenstechniken (Michel Foucault) oder in der gesetzlichen Regelungen des Verschuldens und der Verantwortlichkeit (François Ewald) eine ‚epistemische Macht‘ gesehen, die zur Entwicklung des Gesellschaftsbegriffs bzw. der Entstehung der Soziologie führte.

Das Forschungsprojekt versucht diese Perspektivierungen in einer doppelten Hinsicht umzukehren: Zum einen soll untersucht werden, welche Rolle das Zivilrecht mit seinen Begrifflichkeiten, Leitunterscheidungen und Ordnungsvorstellungen in der Entwicklung des Gesellschaftsbegriff bzw. der Gesellschaftswissenschaft spielte. Zum anderen soll hierbei ein Hauptaugenmerk auf die dogmatischen Diskussionen im Zivilrecht ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelegt werden, ist hier doch eine explizite Bezugnahme auf ‚die Gesellschaft‘ (z.B. Ihering, Freirechtsbewegung und Interessenjurisprudenz) zu erkennen. Denn gerade in den Arbeiten der Klassiker findet sich eine Auseinandersetzung mit diesen zivilrechtlichen Fragestellungen (z.B. Marx, Weber, Tönnies, Durkheim), denen hierbei – so die These – eine positive theoriekonstitutive Funktion zukommt. Es steht letztlich zur Debatte, inwieweit man – entgegen der Annahme einer Konkurrenzlage der Rechtswissenschaften und der Soziologie – in historischer Perspektive nicht viel mehr von „juridischen Soziologien“ Ende des 19. Jahrhundert sprechen kann.

 

Publikationen (Auswahl)

Monographien/Herausgeberschaften

  • Topologien der Kritik. Kritische Raumkonzeptionen bei Gilles Deleuze und Michel Serres, Dissertation (in Vorbereitung).
  • Herausgeberschaft zusammen mit Eva Eßlinger, Tobias Schlechtriemen, Alexander Zons: Die Figur des Dritten. Ein kulturwissenschaftliches Paradigma, Frankfurt M. 2010.
  • Artikel „Grenzziehungen und Raum in Manuel Castells' Theorie der Netzwerkgesellschaft“ in: Christoph Kleinschmidt, Christine Hewel (Hg.): Topographien der Grenze. Verortungen einer kulturellen, politischen und ästhetischen Kategorie. Würzburg: Königshausen & Neumann (i.E.).
  • „Topologie und Struktur: Topologische Strukturen bei Michel Serres“ in: Suzana Alpsancar, Petra Gehring, Marc Rölli (Hrsg.): Raumprobleme. Philosophische Perspektiven, München: Fink 2010 (i.E.).
  • „Language in the Trap of Space. The confrontation between space and language in the structuralism of Michel Serres“ in: Jänicke, Nadine et al.: Language and the moulding of space, Leipzig: Meine-Verlag 2010, S. 63-78.

Forschungsschwerpunkte

  • Rechtssoziologie
  • Poststrukturalismus/Strukturalismus
  • Kulturtheorie
  • Epistemologie und Genealogie soziologischer Gesellschaftsanalysen
  • Raumtheorie