Prof. Dr. Philipp Stoellger

Universität Rostock

Philipp StoellgerPhilipp StoellgerPhilipp Stoellger

Curriculum Vitae

Phillip Stoellger studierte von 1987 bis 1994 evangelische Theologie und Philosophie in Göttingen, Tübingen und Frankfurt am Main. 1995 legte er das Theologische Examen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ab und erhielt das Diplom der Evangelischen Theologie der Universität Göttingen. Von 1995 bis 2000 war er als wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich beschäftigt, an der er 1999 mit dem Thema „Metapher und Lebenswelt. Hans Blumenbergs Metaphorologie als hermeneutische Phänomenologie geschichtlicher Lebenswelten und ihr religionsphänomenologischer Horizont“ promovierte. Nach seiner Zeit als geschäftsführender Oberassistent des Instituts für Hermeneutik und Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich, wo er 2006 mit der Arbeit „Passivität aus Passion. Zur Problemgeschichte einer categoria non grata“ habilitierte, und Fellowships an der Law School der Yale University und am Wissenschaftskolleg zu Berlin erhielt er im Jahr 2007 einen Ruf an den Lehrstuhl für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock.

Über seine theologischen und religionsphilosophischen Untersuchungen hinaus gilt Stoellgers Interesse der interdisziplinären Bildwissenschaft.

Prof. Dr. Philipp Stoellger war von August 2011 bis Juli 2012 Fellow des Käte Hamburger Kollegs „Recht als Kultur“.

Forschungsprojekt

Deutungsmacht und Deutungsmachtkonflikte zwischen Recht und Religion

Jeder hätte sie gern, viele kämpfen darum, manche haben sie und alle sprechen davon – aber keiner kann bisher genau sagen, was das eigentlich ist: Deutungsmacht. Wie entsteht, ‚funktioniert‘ und vergeht sie, exemplarisch im Verhältnis von Religion und Recht?  Anhand ausgewählter Deutungsmachtkonflikte sollen Konstellationen von Deutung und Macht in Geschichte und Gegenwart untersucht werden, um zu klären: Was für eine Form von Macht ist Deutungsmacht? Warum und wie erweisen sich Deutungen als ‚mächtig‘ (von Experten oder Gutachtern, Politikern oder Richtern, Institutionen, Diskursen oder Dispositiven etc.), wann und warum werden sie anerkannt oder nicht?

Deutungsmacht ist die Macht, etwas so oder so sehen oder sagen zu lassen. Sie ist von oben die Macht zur Deutung oder von unten die Macht der Rezipienten, die ihrerseits deuten. Deutungsmacht ist also zweiseitig: Von oben, wenn eine mächtige Institution oder Person ihre Sicht der Dinge darstellt und durchzusetzen sucht. So konnte ein Fürst bestimmen, was gilt. So kann das Bundesverfassungsgericht seine Deutungskompetenz in Konflikten zur Geltung bringen. So können Massenmedien etwa durch die Auswahl der Bilder, die sie zeigen, einen Partei- oder Regierungschef so oder so aussehen lassen.
Von unten ist jeder an den Deutungsprozessen beteiligt, weil jeder auch eine eigene Sicht der Dinge hat und zur Sprache bringt. Daher steht es jedem frei, vorgegebenen Deutungen zu kritisieren oder zu rezipieren. Und es gibt durchaus Fälle, in denen die Deutung von unten mächtig wird, wenn sie von vielen geteilt wird. 1989 kann als ein solcher Fall verstanden werden. Aber auch die Anfänge des Christentums waren von dieser Art: eine bestimmte Deutung Gottes wurde von immer mehr ‚Urchristen‘ geteilt und hat Weltgeschichte gemacht.

Deutungsmacht manifestiert sich in Deutungskonflikten. Denn Deutungen gehen mit Geltungsansprüchen einher, die im Streit verschiedener Deutungen um Macht und Anerkennung konfliktiv werden. Zu untersuchen sind daher Interferenzen von Semantik (der Deutungen) und Struktur (der Machtverhältnisse).Eine semantisch dichte Form der Deutungsmacht, mit entsprechendem Konfliktpotential, sind Bilder. Deren Macht des Zeigens wird als Deutungsmacht genauer verständlich. Denn indem etwas so oder so gezeigt wird (als etwas), indem es also so oder so gedeutet wird, entfaltet das Zeigen seine Macht. Insofern läßt das Bild nicht nur etwas sehen, sondern es macht ‚uns‘ sehen, und zwar so sehen, wie es zeigt. Karikaturen zeigen das nur zu deutlich.

 

Publikationen (Auswahl)

  • Stoellger, Philipp: Passivität aus Passion. Zur Problemgeschichte einer categoria non grata. Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie, Tübingen 2010.
  • Ratsch, Ulrich/ Stamatescu, I.O./ Stoellger, Philipp (Hrsg.): Kompetenzen der Bilder. Funktionen und Grenzen des Bildes in den Wissenschaften, Tübingen 2009.
  • Dalferth,Ingolf U./ Stoellger, Philipp/ A. Hunziker (Hrsg.): Unmöglichkeiten. Zur Hermeneutik des Außerordentlichen, Tübingen 2009. Dalferth,Ingolf U./ Stoellger, Philipp (Hrsg.): Gott Nennen, Tübingen 2008.
  • Stoellger, Philipp (Hrsg.): Sprachen der Macht. Gesten der Er- und Entmächtigung in Text und Interpretation. Interpretation Interdisziplinär Bd. 5, Würzburg 2008.

(Eine komplette Liste der Veröffentlichungen Prof. Dr. Stoellgers finden Sie hier)