Anerkennung und Migration - Bleiberechtskämpfe geflüchteter Roma*

Frankfurt am Main: Klostermann [erscheint in Kürze]

Mit dem Zerfall Jugoslawiens setzte eine (teils bis heute andauernde) Fluchtmigration von Roma* nach Deutschland ein. Dabei handelt es sich um einen Migrationszyklus, der von struktureller Diskriminierung, Flüchtlingsschutzgesuchen, Ablehnungen, (Ketten-)Duldungen, Abschiebungen und Zirkelmigrationen geprägt ist.

Im Lichte dieser Entwicklung bildete sich eine Protestformation heraus, die ein kollektives Bleiberecht einfordert. Indem sich die Protestierenden die Macht der Menschenrechte aneignen, zielen sie auch auf die Einlösung des Demokratieversprechens ab. Zugleich weist die Protestpraxis über den Fluchtkontext hinaus, zumal die Geflüchteten als Angehörige einer ethnischen Minderheit hervortreten, die als am meisten diskriminierte Bevölkerungsgruppe Europas gilt. Damit erhalten die Proteste eine zusätzliche Tiefendimension, die auf die normative Verfassung der Bundesrepublik verweist und kritische Fragen zu deren Gesellschaftsvertrag provoziert.

Über den Autor:

Jure Leko ist Kultursoziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“ der Universität Bonn.