Jan Christoph Suntrup (Bonn): State of Exception.Theoretical Reflections, Legal Structures, Symbolic Forms and Paradigmatic Effects

Abstract

Das Instrument des Ausnahmezustands, das die prekäre und umkämpfte Grenze zwischen Recht und Politik beschreibt, hat in den letzten Jahren vor allem im Zuge der Terrorbekämpfung und Sicherheitspolitik verstärkte mediale und akademische Aufmerksamkeit erfahren.
In seinem Vortrag widmet sich Jan Suntrup zentralen politiktheoretischen und rechtswissenschaftlichen Erörterungen von rechtlichen Modellen und politischen Implikationen des Ausnahmezustands. Darüber hinaus diskutiert er im Besonderen – einer prominenten These Giorgio Agambens nachgehend – paradigmatische Effekte und schleichende Entgrenzungen des Ausnahmezustands. Diese sollen daraufhin analysiert werden, inwiefern sie als eine Gefährdung demokratischer Prinzipien und der Standards liberaler Rechtsstaatlichkeit angesehen werden können. Solche Einschreibungen der Ausnahme in die Normallage lassen sich etwa in einer verstärkt präventiven Ausrichtung des Strafrechts oder auch in den Entscheidungsstrukturen der Europäischen Union im Laufe der jüngsten Finanzkrise beobachten. Als Reaktion auf eine große Forschungslücke sollen schließlich symbolpolitische Strategien und Maßnahmen in ausnahmepolitischen Situationen in den Blick genommen werden, in denen nicht nur das Eindringen des Außeralltäglichen symbolisch-rituell inszeniert und verarbeitet wird, sondern auch Herrschaftseffekte, Machtansprüche und symbolische Grenzverschiebungen zwischen Kollektiven beobachtet werden können.

Curriculum Vitae

Jan Christoph Suntrup, geboren 1981 in Münster, studierte von 2002 bis 2007 Politikwissenschaft, Philosophie und Volkswirtschaftslehre an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und am Institut d’Études Politiques in Lille/Frankreich. 2007 schloss er sein Magisterstudium in Heidelberg mit einer komparativen Studie zu Theorien der deliberativen Demokratie und der Gesamtnote „sehr gut mit Auszeichnung“ ab. 2010 promovierte er mit einer Dissertation über den Formenwandel der französischen Intellektuellen an der Ludwig-Maximilians-Universität München („summa cum laude“). In den Jahren 2009 und 2010 war Suntrup auch als Lehrbeauftragter am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft an der LMU München tätig.

Am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“ arbeitete Jan Christoph Suntrup zunächst seit Juli 2010 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, bevor er im August 2016 die Aufgabe eines Wissenschaftlichen Koordinators übernahm. Zudem lehrt er seit vielen Jahren am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn. 2017 habilitierte er sich an der Universität Bonn mit einer Arbeit, die sich mit der mehrdimensionalen Erforschung rechtskultureller Konflikte befasst. Seit August 2017 ist Jan Christoph Suntrup Fellow am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“.