Globalization and Documentality: à propos „Documentality“ by Maurizio Ferraris

Mit Beiträgen von Petar Bojanić (Belgrad/Rijeka), Pamela Feldman-Savelsberg (Carleton College, Northfield, Minnesota) Maurizio Ferraris (Turin), Werner Gephart (Bonn) und Barry Smith (Buffalo).

Der weltweit renommierte Turiner Philosoph Prof. Dr. Maurizio Ferraris, Schüler von Hans-Georg Gadamer und Co-Autor von Jacques Derrida, entwirft in seinem umfangreichen philosophischen Werk eine Theorie der Dokumentalität, in welcher dem Dokument nicht nur ein epistemologischer, sondern vielmehr ein ontologischer Status zukommen soll. Sie ist eine Theorie, welche die negative dekonstruktive Grammatologie eines Derrida ins Positive und Rekonstruktive wendet und sich zudem für die juridischen, politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen einer nicht mehr zu überblickenden technischen Überproduktion von Dokumenten und deren Aufnahme- und Archivierungsweisen interessiert. Mit seinem Insistieren auf den epochalen Charakter moderner Gesellschaften als „société de l'enregistrement et du document“ versucht Ferraris nichts weniger als eine spannende und spannungsvolle Verbindung zwischen klassischen philosophischen Begriffen und Theorien und den realen globalen Entgrenzungen einer „Dokumentalgesellschaft“, die einen Ihrer Höhepunkte nicht nur in den Geheimdokumenten des NSA-Abhörskandals  zu erreichen scheint, herzustellen.

Im Rahmen unserer Veranstaltung wird zunächst Maurizio Ferraris, derzeit Fellow unseres Kollegs, seinen Ansatz der „Documentalità“ im Lichte normativer Gesichtspunkte vorstellen. Daran anschließend werden in Beiträgen von Prof. Dr. Barry Smith von der University at Buffalo, der sich mit dem Thema „Documental Acts. The Ontology of Globality” befasst, und von Prof. Dr. Petar Bojanić von den Universitäten Belgrad und Rijeka, dessen Vortrag den Titel „Documentality: The ‚Life’ of Institutions“ trägt, weitere Aspekte dieses Ansatzes erörtert. Die Ethnologin Prof. Dr. Pamela Feldman-Savelsberg, ebenfalls Fellow des Käte Hamburger Kollegs „Recht als Kultur”, wird in ihrem Vortrag „Documents of the Undocumented: African Migrants‘ Experiences” aus ihrer aktuellen Studie über Migrantinnen berichten und auf deren Erfahrungen mit Dokumenten sowie auf die damit verbundene Debatte über die Grenze zwischen Legalität und Illegalität eingehen. Abschließend werden wir uns dann dem von Max Weber geprägten Prinzip der „Aktenmäßigkeit der Verwaltung“, also der Dokumentalität des bürokratischen Zeitalters, als einer Grundkategorie bürokratischer Herrschaft zuwenden.