Zurechnungskulturen in Antike und Moderne

Vortrags- und Podiumsveranstaltung im Rahmen der Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit“ im Akademischen Kunstmuseum (mit anschließendem Empfang)

Mit Werner Gephart (Bonn), Günther Jakobs (Bonn), Frank Rumscheid (Bonn), Sabine Schrenk (Bonn), Martin Schermaier (Bonn), Carl-Friedrich Stuckenberg (Bonn) und Benno Zabel (Bonn).

Abstract

Die Podiumsrunde ist eingebettet in die Ausstellung „Göttliche Ungerechtigkeit“. Ihr Thema sind antike Mythen und Erzählungen aus dem Alten Testament, die grausame Strafen und Glaubensproben thematisieren. Auch Strafen wie die Hinrichtung der Niobiden durch Apollon und Artemis oder die verlangte Opferung Isaaks durch Abraham erscheinen heutigen Betrachtern als maßlos, willkürlich und daher ungerecht. Nach antiker Vorstellung wurde durch diese Demonstration göttlicher Überlegenheit freilich eine objektive Weltenordnung verteidigt, die durch Zweifel an der göttlichen Macht oder durch menschliche Hybris in Gefahr geriete. Vor diesem Hintergrund wollen Juristen und Rechtsphilosophen, Kunsthistoriker und Rechtshistoriker, Kultursoziologen und Archäologen das Epochen und Kulturen übergreifende Problem strafrechtlicher Zurechnung diskutieren. Hierzu muss man sich über den Charakter von Strafe und Verbrechen ganz grundsätzliche Gedanken machen. Versteht man das Verbrechen als Verletzung kollektiver Gefühle, dann geht es bei der Zurechnung auf eine Person oder eine Sache darum, denjenigen zu identifizieren, der dafür „verantwortlich“ zu machen ist. Lässt sich Zurechnung als Transfer kollektiver Gefühle verstehen und wie steht es dabei um den Anspruch des Rechts auf Rationalität und Gerechtigkeit? Und wie wird dieser Vorgang nicht nur als Subsumtionsakt begriffen, sondern welche Narrative haben sich ins kollektive Gedächtnis eingeprägt?  Mit diesen Grundfragen von Verbrechen, Schuld und Strafe möchte sich die Podiumsrunde auseinandersetzen.

Neben einem Impulsreferat von Werner Gephart, Gründungsdirektor des Käte Hamburger Kollegs "Recht als Kultur", werden renommierte Rechtswissenschaftler, Rechtshistoriker sowie Archäologen der Universität Bonn das Problem der Zurechnung aus ihrer jeweiligen fachwissenschaftlichen Sicht mit Blick auf die Exponate der Ausstellung erörtern.