Jan Christoph Suntrup: Umkämpftes Recht. Zur mehrdimensionalen Analyse rechtskultureller Konflikte durch die politische Kulturforschung

Frankfurt am Main: Klostermann 2018

Dass Recht eine Friedensordnung ist, die Konflikte aus der Welt schafft oder sogar Chaos und Gewalt mit zivilisierter Ordnungsbildung begegnet, gehört zu den großen Narrativen des politischen und juristischen Denkens. Gleichwohl ist das Recht nicht nur Schauplatz zahlreicher sozialer und politischer Kämpfe und rechtlicher Kollisionen, sondern es provoziert auch mitunter durch seine Verfahren, Normen und Kategorien neue Konflikte. Im Mittelpunkt dieser Studie steht die Analyse kultureller Konflikte, die sich – nicht zuletzt bedingt durch die Dynamiken von Globalisierung, Europäisierung und Migration – im Recht abspielen und am Recht entzünden. Die hierbei eingenommene kulturwissenschaftliche Perspektive stützt sich auf die Explikation eines mehrdimensionalen Rechtsbegriffs, der Normen, Geltungsnarrative, Organisationsformen, epistemische Voraussetzungen und Effekte sowie Symbole und Rituale des Rechts erfasst. Diese Konzeptualisierung soll davor bewahren, ‚Recht‘ als uniformes Objekt vorauszusetzen, da es sich vielmehr in Bezug auf seine Inhalte wie auch auf seine Form als plural, umstritten und dynamisch erweist. Die Ergänzung der theoretisch-konzeptuellen Entwicklung eines solchen Rechtsbegriffs durch empirische Studien zu diversen rechtspluralen Konstellationen und Kämpfen bringt identitätspolitisch aufgeladene Kulturkämpfe genauso wie unterschwellige Kulturkonflikte zum Vorschein.

Über den Autor

Priv.-Doz. Dr. Jan Christoph Suntrup ist Politikwissenschaftler. Er ist langjähriger Mitarbeiter und nun assoziierter Wissenschaftler des Käte Hamburger Kollegs „Recht als Kultur“. Zudem lehrt er als Privatdozent am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Rezension JZ 5/19:
"„Die Jury, die über die „Juristischen Bücher des Jahres“ berät, sollte Suntrups Buch ganz oben auf ihre Shortlist setzen. Geehrt würde ein denkerischer Zugriff, für den „Recht als Kultur“ kein feuilletonistisches Schlagwort ist, sondern eine Kurzformel für das Vermögen, interdisziplinäre Perspektiven auf das Recht meisterhaft zu entfalten.“ (zur gesamten Rezension).