Prof. Dr. Eva Schürmann

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Curriculum Vitae

Eva Schürmann studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Neugermanistik sowie Komparatistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum, wo sie 1994 den Magisterabschluss mit einer Arbeit über Spinozas Ethik erlangte. 1998 schloss sie an der Universität Witten Herdecke ihre Dissertation ab, die im Jahr 2000 unter dem Titel „Erscheinen und Wahrnehmen“ im Fink Verlag erschien. Von 2001 bis 2009 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Technischen Universität Darmstadt. Nach einer Gastprofessur an der University of Chicago habilitierte sie sich 2007 mit einer Schrift zur Praxis visuellen Wahrnehmens. 2009 übernahm sie eine Professur für Kulturphilosophie und Ästhetik an der HAW Hamburg. 2011 folgte sie einem Ruf an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, wo sie seither den Lehrstuhl für philosophische Anthropologie, Kultur- und Technikphilosophie innehat. Seit Januar 2014 ist sie Geschäftsführende Direktorin des dortigen Instituts für Philosophie. Im März 2014 erhielt sie den Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung. Von Oktober 2014 bis September 2015 war Eva Schürmann Fellow am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“.

Forschungsprojekt

Das Recht und seine Darstellung

Die kulturelle Praxis lebt in einer Spannung von Faktizität und Deutung. In konkurrierenden Deutungen und ihren Darstellungen stoßen kontroverse Geltungsansprüche aufeinander. Der Streit der Interpretationen ist ein Kampf um die richtige Auslegung der Realität. Dabei kann vermutlich nicht genug betont werden, dass Deutungen im Allgemeinen keine privatsprachlichen Angelegenheiten sind, sondern ermöglicht und begrenzt werden durch eine sozial geteilte Praxis, die vielschichtigen Bedingungen kultureller Überzeugungen, technischer Möglichkeiten und medialer Verkörperungen unterliegt.

Dass auch Fragen von Recht und Unrecht abhängig von Auslegungsprozessen und Darstellungen sind, wurde als Interpretativität und Narrativität des Rechts erörtert und erforscht. Das Projekt einer darstellungstheoretischen Untersuchung der Rechtsprechung und Rechtspraxis zielt auf eine Analyse der in Darstellungen greifbaren Deutungsschemata. Eine kritische Darstellungstheorie besteht im analytischen Fokus nicht nur auf den einzelnen Figuren, sondern überhaupt auf der Operation der Figuration, sie untersucht die Hergestelltheit von Darstellungen und die Vorstellungen, die ihnen vorausliegen oder in ihnen formuliert werden, und fragt, wer was wann wie zu welchen Zwecken darstellt.

Publikationen (Auswahl)

  • Sehen als Praxis. Ethisch-ästhetische Studien zum Verhältnis von Sicht und Einsicht, Frankfurt/M.: Suhrkamp 2008. (Habilitationsschrift)
  • Philosophie im Spiegel der Literatur (Hrsg. zus. mit Gerhard Gamm und Alfred Nordmann), Hamburg: Meiner 2007.
  • Das unendliche Kunstwerk (Hrsg. zus. mit Gerhard Gamm), Berlin: Philo Fine Arts 2007.
  • Von Platon bis Derrida. 20 Hauptwerke der Philosophie (Hrsg. zus. mit Gerhard Gramm), Darmstadt: Primus 2005.
  • Spinoza im Deutschland des achtzehnten Jahrhunderts (Hrsg. zus. mit Norbert Waszek und Frank Weinreich), Stuttgart: frommann-holzboog 2002.
  • Verkörpertes Denken – Medialität des Geistes. Skizze einer darstellungstheoretischen Medienanthropologie. In: Engell, Lorenz und Voss, Christiane (Hg.): Körper des Denkens. Neue Positionen der Medienphilosophie. Paderborn: Fink 2013. 69-82.