Prof. Dr. Irene Schneider

Georg-August-Universität Göttingen

Curriculum VitaeProf. Dr. Irene Schneider

Irene Schneider studierte Islamwissenschaft, Geschichte und Soziologie an den Universitäten Freiburg, Göttingen und Tübingen, wo sie 1983 das Magisterstudium mit einer Arbeit zum Thema „Beamte und Würdenträger der Fạ̄timiden in Ifrîqiyâ” abschloss. 1989 wurde sie mit der Dissertation „Das Bild des Richters in der adab al-qạ̄dî-Literatur“ an der Universität Tübingen promoviert. Die Habilitation erfolgte im Jahr 1996 an der Universität zu Köln (venia legendi für Islamwissenschaft) mit der Arbeit „Kinderverkauf und Schuldknechtschaft. Untersuchungen zur frühen Phase des islamischen Rechts“. Zwischen 1986 und 1997 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Assistentin an den Universitäten Frankfurt a.M. und Köln. Irene Schneider war unter anderem von 1997 bis 1998 Research Associate an der State University of New York und vertrat 1998 den Lehrstuhl für Islamwissenschaften an der Universität Kiel. Von 1999 bis 2001 war sie Stipendiatin der DFG mit dem Projekt „Petitionen an Nạ̄ sir al-Dīn Shāh (1848-1896) – ein Beitrag zur Rechtsgeschichte des Iran im 19. Jh.“. Seit dem Wintersemester 2003/04 ist Irene Schneider Professorin für Arabistik/Islamwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen. Sie leitete dort die Arbeitsgruppe Geschlechterforschung von 2011 bis 2013.

Professor Schneider forscht und lehrt vor allem auf den Gebieten der Rechtsgeschichte und des islamischen Rechts unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterforschung. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft in der heutigen islamischen Welt sowie der Islam in Deutschland. Ihr Buch „Der Islam und die Frauen“ wurde im April 2012 im Rahmen des Übersetzungsförderungsprogramms „Geisteswissenschaften International“ ausgezeichnet und erscheint 2014 in englischer Sprache. Seit März 2014 ist Irene Schneider Fellow am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“.

Forschungsprojekt

Nationale Identität, Recht und Geschlecht im gegenwärtigen Palästina

Ausgehend davon, dass Geschlechterverhältnisse nicht nur in rechtlichen und sozialen wie auch politischen Diskursen produziert und reproduziert werden, sondern dass sie fundamental die politische Diskussion um die nationale Identität bestimmen, widmet sich mein Projekt der Frage nach den Geschlechterrollen und -konzeptionen, den Konstruktionen von Männlichkeit/Weiblichkeit/Sexualität im heutigen Palästina. Ich analysiere dafür rechtliche Diskussionen, die ich mit S. Benhabib „Iterationen“ nennen möchte (Benhabib 2008). Dies geschieht zum einen auf einer Makroebene und mit Blick auf die Entwicklung der Gesetzgebung vor allem im Bereich des Familienrechts. Zum anderen wende ich mich auf der Mikroebene der Frage zu, welche Terminologie, z.B. islamrechtlichen Ursprungs, in diesen Iterationen benutzt wird, welche Um- und Neudeutungen vorgenommen werden, welche Geschlechterkonstruktionen und -verhältnisse konzeptionell damit ausgedrückt werden. Als Quellengrundlage dienen mir geltende Gesetzestexte wie Gesetzesentwürfe, Gerichtsurteile aus den Jahren 2012-2013, Lehrmaterial sowie Zeitungs- und Medienberichte.

Publikationen (Auswahl)

  • Women in the Islamic World: From Earliest Times to the Arab Spring, Princeton: Markus Wiener 2014.
  • Der Islam und die Frauen, München: C.H. Beck Verlag 2011.
  • The Petitioning System in Iran: State, Society and Power Relations in the late 19th Century, Wiesbaden: Harrassowitz 2006 (Iranica; 11).
  • Kinderverkauf und Schuldknechtschaft, Untersuchungen zur frühen Phase des islamischen Rechts, Stuttgart: Steiner 1999 (AKM; 52,1).
  • Das Bild des Richters in der adab al-qạ̄ dī-Literatur, Frankfurt a.M.: Lang 1990 (Islam und Abendland; 4).