Klaus P. Hansen (Passau, em.): „Recht und Kultur”

Abstract

Nachdem es der Philosophie, Soziologie und der Rechtswissenschaft selbst nicht gelungen ist, den Unterschied zwischen Kultur und Recht überzeugend zu definieren – so Klaus P. Hansen – soll nun von kulturwissenschaftlicher Seite ein neuer Versuch unternommen werden. Der Philosoph Stemmer sieht das Besondere des Rechts in seiner Sanktioniertheit und der Strafrechtler Hassemer verweist auf die Präzision von Gesetzen. Beides, Strafandrohung und Genauigkeit, gilt aber auch für die Kultur. Hansen geht von der Gemeinsamkeit aus, dass Recht wie Kultur unser Verhalten durch Gewohnheiten steuern und findet den Unterschied in den Funktionen, welche die Gewohnheiten erfüllen. Kultur hilft bei der Schaffung individueller und kollektiver Identitäten, ist somit also ab- und ausgrenzend, das Recht jedoch, so Professor Hansen, hebt Diskriminierungen auf, indem es sich dem Ziel der Gerechtigkeit verschreibt.

Curriculum Vitae

Prof. Dr. Klaus P. Hansen studierte Anglistik und Germanistik an der Universität Bonn. 1972 promovierte er im Bereich der Amerikanistik an der Universität Düsseldorf mit einer Arbeit über Herman Melville. Zu dem Thema „Die retrospektive Mentalität“ habilitierte Professor Hansen 1981 an der Universität Essen. Es folgte 1982 der Ruf auf die Professur für Amerikanistik an die Universität Passau. Durch zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge zum Kulturbegriff wurde Professor Hansen schließlich zu einem der führenden Kulturtheoretiker Deutschlands. Ab 2003 beschäftige er sich insbesondere mit Fragen der Kollektivität. Im gleichen Jahr gründete er die „Forschungsstelle Grundlagen Kulturwissenschaft“ an der Universität Passau, deren Direktor er bis heute ist. 2007 wurde Professor Hansen emeritiert. Sein außergewöhnliches Engagement für die Wissenschaften ist in der nach ihm benannten Hansen-Stiftung dokumentiert, die Nachwuchswissenschaftler und Vorhaben im Bereich der Kollektivitätsforschung fördert.

Publikationen (Auswahl)

  • Kultur und Kulturwissenschaft: Eine Einführung, Tübingen/Basel: UTB, Franke 2011 (4. vollständig überarbeitete Auflage).
  • Kultur, Kollektiv, Nation, Passau: Stutz Verlag 2009.
  • Kulturbegriff und Methode: Der stille Paradigmenwechsel in den Geisteswissenschaften (Hrsg.), Tübingen: Gunter Narr Verlag 1993.
  • Die Mentalität des Erwerbs: Erfolgstheorien amerikanischer Manager, Frankfurt/New York: Campus Verlag 1992).
  • Die retrospektive Mentalität: Europäische Kulturkritik und amerikanische Kultur, Tübingen: Günther Narr Verlag 1984.
  • Vermittlungsvorgang und Vermittlungsfiktion in den drei großen Erzählungen Herman Melvilles, Neue Beiträge zur Anglistik und Amerikanistik, Band 12, Frankfurt: Athenäum 1973.